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WPSB.765.020
22 Jul 1765:21 (182)
Puy (Hauptstadt der kleinen Landschaft Velay, in Gevennes,
in Frankreich) den 21 April.
Am vergangenen Sonntag abend, zwischen neun und zehn Uhren,
trug sich ein wunderlich Trauerspiel in dieser Stadt zu.
Zwischen zwey und dreyhundert Leute, beyderley Geschlechts,
welche neugierig waren die Possen eines italienischen
Gauklers zu sehen, der einige Tage her den Menschen die Zeit
vertrieben hatte, begaben sich nach einem grossen Zimmer,
welches er gemietet hatte seine Geschicklichkeit in selbigem
zu zeigen. Nach zwey oder dreyen verwunderungswuerdigen
Kunststuecken, sagte er, jetzt sollte Ihr etwas ganz
Ausserordentliches sehen, und kaum waren ihm die Worte aus
dem Munde, da wirklich sich etwas begab worueber der Gaukler
nicht weniger bestuerzt wurde als die Zuschauer. Der Boden
des Zimmers, welcher nicht genugsam gestuetzt war, eine
solche Anzahl Menschen zu tragen, gab von allen Seiten nach,
und die ganze Gesellschaft durch einander, samt den Balken,
Dielen, Baenken, Stuehlen, Tischen, etc. fiel fuenfzehn
Schuh tief hinunter, wodurch viele Arm und Bein zerbrachen,
und manche Menschen harte Stoesse und Wunden an
verschiedenen Theilen des Leibes bekamen; zu allem Glueck
aber kam niemand dabey ums Leben, ja man hoffet, die
meisten, wo nicht alle, von denen welche verwundet worden,
werden wieder genesen, wiewol manche von ihnen erschrecklich
sind gekrueppelt worden. Es war kurzweilig anzuhoeren, da
zwey Bediente, welche durch ein Fenster guckten, alle Leute
auf einmal verschwinden sahen, meinten es sey eins von des
Gaucklers Kunststuecken, und daher ganz unschuldig
ausriefen: Ey, welch ein Streich ist doch das! Das
uebertrifft in der That alles andere!
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